Hallo, liebe Besucher!
Auf dieser Webseite geht es um das kleine Dorf Grimme in der Uckermark. Ich möchte dazu beitragen, dass geschichtliche Details des Dorfes mit ihren Einwohnern nicht vergessen werden und sich einer breiten Schicht von Interessierten öffnet.
Mein Name ist Marlies Ebert.
Ich bin im Jahre 1956 in meinem Elternhaus in Grimme, in der Uckermark, geboren worden.
Seit der fünften Klasse hatte ich den Wunsch, in einem Museum zu arbeiten.
Ja, besser noch. Am Liebsten hätte ich ein eigenes eröffnet.
Falls Ihr Lust habt, könnt Ihr Euch weiter unten meine Geschichte durchlesen.
Meine Freude, alte Dinge zu sammeln und zu erforschen, blieben mir bis heute erhalten.
Ihre/Eure Marlies Ebert
von Rudolphstein
Die Geschichte eines Mädchens aus der Uckermark
Ich möchte Euch hier die Geschichte eines Mädchens erzählen, dessen Wunsch es von Kindesbeinen an war, in einem Museum zu arbeiten.
Das Mädchen lebte mit ihren Eltern in einem alten Haus in einem noch älteren Dorf.
Das Haus war kein gewöhnliches Haus, sondern ein sehr altes Fachwerkhaus voller Geschichte und Geschichten. Bevor das kleine Mädchen zur Schule kam, erkundete sie das Haus, dessen Zimmer klein und niedrig waren. Der Dachboden, ursprünglich zur Unterbringung von Getreide und dem Aufhängen von Tabak genutzt, war schon lange Abstellort für alles, was nicht mehr gebraucht wurde.
War für das kleine Mädchen die winzige Speisekammer im Haus, mit dem darunter liegenden dunklen Kartoffelkeller, etwas gruselig, gestaltete sich der Dachboden zum Ort des Abenteuers. Hier, auf dem Dachboden entdeckte sie außergewöhnliche und eigentümliche Dinge, die sie von nun an, nicht mehr loslassen sollten. Vollgepackte Truhen und vollgehängte Balken mit allerlei Habe, erweckten ihre Phantasie. Ebenso die auf dem Lehmboden stehenden Gläser, Flaschen, Töpfe, Betten, Tische, Stühle und Kisten mit oft rätselhaften Inhalten. Von nun an verbrachte das kleine Mädchen hier Jahr für Jahr, viele selige Stunden.
Als das Mädchen in die vierte Klasse kam, musste sie, wie ihre Mitschüler auch, mit dem Fahrrad in das nächste Dorf zur Schule fahren. Auf dem Weg dorthin lag am Rand eines Feldes eine große Abfallgrube, wohin damals die Menschen sämtlichen Hausmüll entsorgten. Diese wurde nun nach der Schule der Ort ihrer Entdeckungen. Bald kamen andere umliegende Müllhalden hinzu. Hier fand sie alte Bibeln mit Eintragungen, alte Waagen, alte Zinnbecher, altes Porzellan, alte Fotos. Alles das brachte sie auf den Dachboden und als sie in der 5. Klasse das Fach Geschichte hinzubekam, stand für sie ihr Berufswunsch fest und dieser sollte sich nie mehr ändern: Sie wollte in einem Museum arbeiten, alte Dinge sammeln, sich über diese informieren und ausstellen. Aber erst einmal richtete sie in einem kleinen, unter der Dachschräge befindlichen Raum, IHR Museum ein.
Nach ihrer Schulzeit begann die nunmehr junge Frau ein Geschichtsstudium, an dessen Ende sie sich Diplomhistorikerin nennen durfte. Sie bewarb sich an einem Museum, das als das größte Heimatmuseum des Landes galt. Nach einem Vorstellungsgespräch wurde sie in Obhut des Leiters der Abteilung Geschichte gegeben. Diese Abteilung beherbergte viele große Sammlungen: Ansichtskarten, Architekturzeichnungen, Bilderbogen, Flugblätter, Fotos, Globen, Illustrationen, Landkarten, Militaria, Münzen, Nachlässe, Urkunden bis hin zu Zeitungsausschnitten. Ihre erste Aufgabe war es, die Ansichtskarten zu sortieren. Die junge Diplomhistorikerin war etwas irritiert. Ansichtskarten sortieren? Dafür hatte sie fünf Jahre studiert? War dies jetzt wirklich ernst gemeint? Ja, und, sie war folgsam und sortierte nun Tag für Tag Ansichtskarten. Als der Vorgesetzte mit ihrer Arbeit zufrieden war, gab er ihr eine weiterführende Tätigkeit. Sie sollte ihre Erkenntnisse in einer Sonderausstellung präsentieren. Es entstand die erste und bis heute letzte Ansichtskartenausstellung dieses Museums. Die nächste Herausforderung für die junge Historikerin war, den Nachlass eines bedeutenden Tabakfabrikanten der Stadt aufzuarbeiten. Dieser besaß u.a. in einer ansehnlichen Straße der Stadt ein attraktives Haus. Da er dieses behutsam renovierte, die durch das Rokoko geprägte Innenausstattung beibehielt und der Fassade achtsam einen Tabakfries hinzufügte, zählt die junge Historikerin ihn zu den ersten privaten Denkmalschützern. Auch hier war es eine Ausstellung, die diese Arbeit erfolgreiche krönte.
Indessen waren knapp fünf Jahre vergangen, in denen die sie sortiert, aufgearbeitet, ausgestellt, geschrieben, Führungen und Vorträge gehalten, sowie Besucher betreut hat. Der Vorgesetzte zog Bilanz: Sie hätte die ihr übertragenen Aufgaben gut bewältigt, habe gezeigt, dass sie wissenschaftlich in und mit einer Sammlung arbeiten kann. Und so wurde sie von einer wissenschaftlichen Assistentin zur wissenschaftlichen Mitarbeiterin gekürt.
In den kommenden vielen Jahren baute sie die Ansichtskartensammlung weiter aus. Hinzu kamen unendlich viele interessante Einzeldokumente, die auf eine durchdachte Struktur warteten. Und nicht zuletzt waren es die Nachlässe, die sie begeisterten. Als z.B. bei den Abrissarbeiten einer Ruine aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, eine Grundsteinkassette ans Tageslicht kam, erhielt sie diese. Die inne liegenden Dokumente erzählten über die Geschichte einer über die Grenzen der Stadt bekannten Industriellenfamilie, die u.a. eine der größten privaten Gemäldesammlungen ihr Eigen nannten und die mit dem privaten Aufbau einer Burgruine im Südwesten des Landes ein Kleinod schufen. Bevor die Historikerin jedoch darüber berichten konnte, hieß es wieder: sortieren, aufarbeiten, ausstellen.
Ein weiterer bedeutungsvoller Nachlass, den die Historikerin bearbeitete und der sie ihr ganzes Arbeitsleben begleitete, war der des Säulenheiligen, der sich mit seiner Idee einer Werbesäule bereits zu seinen Lebzeiten ein Denkmal setzte.
Eine Herausforderung kam mit dem Angebot, den Nachlass des „Eisenbahnkönigs“ als Geschenk zu erwerben. Die Nachfahrin hatte hierfür verschiedene Einrichtungen im Auge. Nach einigen Treffen, entschied sie sich, ihn in die Hände der Historikerin zu geben. Der „Eisenbahnkönig“, einst reich wie kaum jemand anderes im Land, starb verarmt und einsam an „gebrochenem Herzen“.
So arbeitete und arbeitete sie, Jahr für Jahr mit Freude und Leidenschaft. War die wissenschaftliche Strukturierung und Aufarbeitung der Sammlung das Fundament für Vorträge, Ausstellungen und Publikationen, so galten ihr die Letzt genannten als berufliches Lebenselixier. Ihr brillantester Vortrag war wohl der, über ein Thema zur Geschichte eines gescheiterten Staates, dessen letzter Chef zur Diskussion geladen war.
Die ihrer Meinung nach für das Museum brillantesten Ausstellungen, an denen sie teilhaben durfte, waren die zur Bedeutung des Lichts und die über bemerkenswerte Frauen der Stadt. Beide auch Meilensteine in der Präsentation.
Das umfangreichste Werk der Historikerin ist ein 260-seitiges Buch über die Familiengeschichte eines Künstlers. 10 Jahre forschte und schrieb sie abends, an Sonn- und Feiertagen, wie in Urlauben. So wie ihr die Fertigstellung der Familiengeschichte ans Herz gewachsen war, brach diese es beinahe auch.
Neben diesem, ihr „Jahrhundertwerk“ schrieb sie viele Artikel, über Ansichtskarten ebenso wie über Persönlichkeiten. Zu ihren gelungensten zählt sie den, über den Maurermeister und Direktor der Singakademie der Stadt, sowie den über eine große Künstlerin, die ihr Leben dem Kampf gegen Hunger und Not sowie dem Krieg widmete.
Diese Künstlerin hat u.a. in der nunmehr in die Jahre gekommenen Historikerin den Wunsch geweckt, mit vielen Familienmitgliedern unter einem Dach zu wohnen, so wie es einst die Künstlerin in der Stadt getan hatte.
Dieser IHR Wunsch ging in Erfüllung.
IHR Wunsch ist es, dass die, die den „Traumberuf Museumsmitarbeiter“ ausüben, ihn mit all seinen Facetten von Herzen lieben. Leidenschaft, Kreativität, Fleiß und Freude sollen bei der Arbeit mit den wundervollen Schätzen stets Hand in Hand gehen, und ihr, die so leidenschaftlich arbeitet, sollt nicht müde werden, eure Erkenntnisse einem breiten Publikum, egal, in welcher Art und Weise, vorzustellen, so dass die „schweigenden Schätze“ in den Depots durch euch eine Sprache des Vermittels bekommen. Dies könnt ihr jedoch nur bewältigen, wenn Ihr auf eure Balance achtet, euch Pausen gönnt, zum Entspannen, zum Reflektieren und Analysieren.
Bleibt alle gesund!
Eure Marlies Ebert