Die Trauereschen auf dem

"Alten Grimmer Friedhof"

Mich an "Altem" zu erfreuen, wurde mir vermutlich, mit in in die Wiege gelegt.

Von Kindesbeinen an, besuchte ich gerne Friedhöfe. Ich schaute mir die Gräber und vor allem die Grabsteine mit ihren Inschriften an.

Der  "Alte Friedhof" in Grimme zog mich immer an. Jahrelang durchzog ich das zugewachsene Terrain. Ich suchte nach Grabstätten. Gleich beim Eingang lagen vereinzelt, jedoch für mich gut sichtbar zwei schöne Grabstätten, die mit guss-eisernen Gittern eingefriedet waren.  Hier wurden zu bestimmten Anlässen noch Grabschmuck niedergelegt. Doch mich interessierten vor allem die Gräber, die unter umgekippten Bäumen lagen oder die zugewuchert waren.

Erst nach 1993 begannen mein Mann und ich, den "Alten Friedhof" mühsam freizulegen. Ich listete alle Gräber namentlich auf, fertigte einen Plan und viele Fotografien an.

Nach 2000 verwüsteten unbekannte Täter viele der Grabstätten. Grabplatten und Grabkreuze wurden vermutlich mit starken Beinschlägen zerstört.

Mein Fazit zur damaligen Zeit, war es, dass der "Alte Friedhof" in Ruhe gelassen sein wollte. So ließen wir seit dem der Natur wieder ihren freien Lauf.

 

Der "Alte Friedhof" in Grimme barg eine unerklärliche Leichtigkeit in sich. Wenn man ihn betrat, überkam einem ein sorgloses Gefühl der Ruhe und der Stille. Dies faszinierte mich die vielen Jahrzehnte, die ich ihn betrat.

Fotos unten in der Bildergalerie 

 


Bestattet unter Trauereschen


Für den Alten Friedhof in Grimme, dessen ältesten Grabkreuze das Jahr 1855 tragen, waren ursprünglich Trauereschen prägend. Noch bis heute stehen drei dieser Bäume, die das Charakteristische des Friedhofes ausmachten. Bis zu ihrer „Entdeckung“ fristeten sie versteckt und nicht „wirklich sichtbar“ ihr Dasein. Entdeckt, bzw. wiederentdeckt, wurden sie vor vielen Jahren von Fachleuten. Der Besuch einer Gruppe Garten- und Landschaftsbauer, gab auf meine Frage nach einer ursprünglichen Bepflanzung des Friedhofs die Antwort: „Ja, eine Bepflanzung mit Trauereschen, wahrscheinlich sogar eine systematische Bepflanzung“. Da ich die Traueresche nicht kannte, ließ ich sie mir zeigen und erklären. Nun folgten viele Arbeitsstunden, in denen mein Mann und ich die Trauereschen freischnitten (heute sind sie wieder zugewachsen).

Die nächste Aufgabe bestand darin, nachzuvollziehen, inwieweit wirklich noch eine systematische Anpflanzung erkennbar war. Bereits kurze Zeit später war mir klar, dass das geschulte Auge des Fachmannes Recht hatte. Augenblicklich wurde zum Zollstock gegriffen und nachgemessen, geschrieben, gezeichnet und festgestellt: Der Alte Grimmer Friedhof war ursprünglich mit Trauereschen bepflanzt. Sie waren offenbar bereits als junge Bäume bei der Anlage des Friedhofes um 1850 in fast regelmäßigen Abständen von 4 x 3 Metern angepflanzt worden. Zwischen den Trauereschen war genügend Platz zur Bestattung der Toten, die sowohl „von den Weiden betrauert wurden“, als auch „in diesen weiterlebten“. Der Alte Grimmer Dorffriedhof war also gärtnerisch geplant angelegt. Dies kann heute noch an Hand der vorhandenen alten, bzw. auf den alten Stumpfen nachgewachsenen neuen Ableger der Trauereschen anschaulich nachvollzogen werden. Für einen so alten Dorffriedhof wie den „Grimmer“, von denen insgesamt nicht mehr viele vorhanden sind, ist dies außergewöhnlich, und zwar nicht nur für die Uckermark, sondern darüber hinaus. Denn, soviel Planungsunterlagen auch von größeren Friedhöfen in Städten existieren mögen, für kleine Dörfer sucht man sie vergebens.